

Der Gartenbauer Robert Seleger hat sich in einem Naturschutzgebiet – es war ursprünglich ein Hochmoor – in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zwischen Rifferswil und Hausen am Albis im Kanton Zürich/ Schweiz einen Traum erfüllt. Auf einem 12 Hektaren grossen Grundstück hat er über die Jahrzehnte hinweg eine grosse Sammlung von Rhododendren und Azaleen zusammen getragen, die seit den 60er-Jahren von Anfang April bis Ende Oktober der Öffentlichkeit zugänglich ist. Schon ganz zu Beginn – noch in den 50er-Jahren – hat Robert Seleger in diesem Gebiet auch Torf gestochen. Die Gruben, die dabei entstanden sind, haben sich schon bald mit Wasser gefüllt, und über die Jahrzehnte hinweg konnte sich so eine wunderbare Teichlandschaft entwickeln.
Aus diesem kreativen Schaffen entstand der Park Seleger Moor, der nicht im herkömmlichen Sinne ein Park ist. Dem Besucher erschliesst sich nicht unmittelbar, ob er sich nun in einem angelegten Garten befindet oder die betrachtete Szenerie immer noch ursprüngliche Natur ist. Beide Aspekte „angelegt“ und „ursprünglich, nicht von Menschenhand gemacht“ verschwimmen hier immer wieder miteinander.
Die unzähligen Rhododendren und Azaleen, die während der Monate April, Mai und Juni in einer kaum vorstellbaren Fülle Millionen von Blüten in allen Farben erleuchten lassen, oder auch der Stinktierkohl, der mit seinen riesigen Blättern eine seltsame Exotik in den Park bringt, faszinieren - 40 bis 50'000 Besucher jährlich beweisen es.


Szenerien oder auch Landschaften mit einem poetischen Ausdruck waren immer auch Inspiration für einen künstlerisch-kreativen Ausdruck. Zuerst denkt man vielleicht an Landschaftsmaler wie einen Claude Lorrain, der im 17. Jahrhundert in seinem ureigenen, lyrisch-romantischen Stil italienische Landschaften gemalt hat, welche englischen Gartenbauern im 18. Jahrhundert wiederum als Inspiration für ihre Gartengemälde dienten. Aber auch Komponisten liessen sich von Natur, Gärten und Landschaften inspirieren. Die Romantiker Antonín Dvořák und Johannes Brahms hatten beide die Angewohnheit, täglich mehrstündige Spaziergänge zu machen, dabei zu komponieren und dann, wieder zu Hause, ihre musikalischen Ideen auf Papier zu bringen.
Über die vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende waren Gärten immer auch Bühnen, wo Kunst ausgestellt, inszeniert oder auch zur Aufführung gebracht wurde: z.B. Plastiken in italienischen Renaissance-Gärten, Theateraufführungen in französischen Gärten, die von den Hausherren gleichzeitig auch als Bühne zur Selbstinszenierung genutzt wurden. Die chinesischen Kaiser waren während der vergangenen fünf Jahrtausende ganz oft gleichzeitig Gartenplaner, Musiker, Maler und Literaten. In den Islamischen Paradiesgärten vom Taj Mahal in Indien über die Alhambra in Granada bis nach Marrakech in Marokko verschmelzen Gartenkunst, Musik und Literatur zu einem Gesamtkunstwerk. Die verschiedenen Kunstrichtungen werden nie separat gesehen sondern als sich gegenseitig beeinflussend und ineinander überfliessend.


Die Idee der Verschmelzung hat uns inspiriert, im neuen Kulturzelt des Parks mit der Sicht auf eines der schönsten Gartengemälde im Park – eine Komposition mit Teich, Brücke und Birkenwald – eine Konzertreihe zu gründen, in welcher die Musik, aber auch die Literatur, bildende Kunst und vielleicht auch Tanz in verschiedenen Programmen mitten in einem Paradiesgarten miteinander in einen Dialog treten sollen.
Unser Leitwort "Impressionen der leisen Klänge" soll bei den künstlerischen Veranstaltungen im Kulturzelt unser Bestreben zum Ausdruck bringen, auditives und visuelles Erleben „gleichwertig“ nebeneinander zu stellen und so dem Gast das Eintauchen in eine neue, reichere Erlebniswelt ermöglichen.
Wir, die künstlerischen Leiter, Andreas C. Fischer und Dominik Fischer, würden uns freuen, Sie bei einem der Konzerte begrüssen zu dürfen.